Unser schwerster Gegner

Mit dem Finale im Olympiastadion gestern Nacht endete das Großereignis Fußball EM. Los geht es heute, 15. Juli 2024, mit den Sanierungsarbeiten auf ausgewählten Abschnitten des deutschen Schienennetzes. Und angesichts der Bilder von überfüllten Bahnsteigen oder Berichten von Fans, die wegen Zugausfällen den Anpfiff verpassten, muss man nicht lange darüber sprechen, wie sinnvoll und dringend diese Maßnahmen sind. Die Effizienz Deutschlands oder die Pünktlichkeit der Deutschen, so entdeckten viele europäische Besucher diesen Sommer, alles bloß ein Clichè?

 

Der Aufholbedarf beim Transport gilt ehrlicherweise auch für die digitale Infrastruktur. Auch hier passt der Ist-Zustand nicht immer zum Bild, das man im Ausland mit Deutschland verbindet. Das betrifft ganz banale Dinge, etwa die vielen Cafés, Bars und Lokale in Berlin, in denen Kartenzahlung nicht möglich ist. Dass das keine Ausreißer sind, belegen die DESI-Daten der EU-Kommission. Diese zeigen, wie sich Deutschland bei der Digitalisierung insgesamt im europäischen Mittelfeld bewegt. Wenn es um digitale öffentliche Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen geht, schneidet Deutschland sogar unterdurchschnittlich ab. Auch in der digitalen Buchhaltung gibt es Verbesserungsbedarf. Knapp 60 Prozent der schwedischen Unternehmen versenden E-Rechnungen, in Deutschland sind es nach aktuellem Stand nicht einmal ein Viertel.

 

Was Rechnungswesen und die Eisenbahnen gemeinsam haben, ist, dass ihre Modernisierung Zeit und Ressourcen erfordert. Und hier sollte erwähnt werden, dass ab 2025 Rechnungsempfänger in der Lage sein müssen, E-Rechnungen empfangen zu können. Mit dem Anfang 2024 beschlossenen Wachstumschancengesetz kommen neue Anforderungen auf in Deutschland ansässige Unternehmen zu, die im B2B und B2G Bereich Rechnungen legen. Jetzt wäre also ein guter Zeitpunkt, die nötigen Projekte zu konzipieren und Weichen zu stellen. Die gute Nachricht für kleine und mittlere Unternehmen ist, dass es externe Dienstleister gibt, die sie bei der Transformation begleiten und unterstützen können.

 

Unser schwerster Gegner? Ist die schlechte Stimmung, die lähmt. Das Aufschieben, das uns Entwicklungen verschlafen lässt. Unser schwerster Gegner, ein bisschen sind wir das selbst. Was Deutschland braucht, ist ein Gefühl dafür, was möglich ist, das einen anpacken lässt.

Am Ende waren die vielen Zweifler aus dem Vorfeld des Turniers überrascht, was Ihnen bei der EM von Deutschland geboten wurde: ziemlich attraktiver Fußball von Kroos, Musiala und Neuer. Wenn es mit dem Ball klappt, kann es auch mit Schienen, Glasfasern und digitaler Buchhaltung klappen. Wir müssen bloß rausholen, was in uns steckt.

 

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